Schicksalsgemeinschaften

Schicksalsgemeinschaften

Das dümmste das man in einer Schicksalsgemeinschaft machen kann, ist es sich gegenseitig zu bekriegen.

Gülsen K.

Als Alevitin mit türkischen Wurzeln habe ich einen recht „intensiven“ Bezug zu diesem Begriff, denn es ist quasi meine DNA. Ich fühle mich noch immer zu diesem Kreise zugehörig, kann aber auch recht gut differenzieren wann vielleicht die eine oder andere Geschichte Mythologie, Pathos oder einfach nur ein reines „Politikum“ war und ist. Wie jede Schicksalsgemeinschaft hat auch das Alevitentum viele Phasen der Veränderungen durchgemacht. Das Alevitentum in Deutschland wird jedoch nie so sein wie in der Türkei. Die Sprache macht hier schon sehr viel aus.


Schicksalsgemeinschaften heute

Ich möchte jetzt gar nicht die Corona Pandemie aufarbeiten oder mitteilen was ich darüber denke. Fakt ist aber das es diesen Virus gibt, er entwickelt sich exponentiell, tötet exponentiell, das reicht mir persönlich völlig aus um mich entsprechend zu Verhalten und einige Maßnahmen auch einfach anzuerkennen. Er macht die gesamte Weltbevölkerung zu einer Schicksalsgemeinschaft über diese Fakten mögen manche immer noch streiten. Jeder findet wohl seine Bühne.

Wenn ich die Schicksalsgemeinschaft heute weiter denke, gibt es aber drei weitere ziemlich starke Schicksalsgemeinschaften die essenziell über unser zukünftiges Überleben bestimmen: die Schicksalsgemeinschaft als „Nation“,  als „Teilhaber der Globalisierung“ und als „Teilhaber der digitalen Revolution“. 


Schicksalsgemeinschaft als Nation 

Was macht eine Nation denn eigentlich aus? Einfach gesagt erst einmal die Sprache, das Essen, die Musik, das historische Wissen und vor allem fast immer auch die Religion und der Glaube. Als gut integrierte Deutsche :-D, mit türkischen Wurzeln habe ich viele deutsche Bräuche und Sitten sehr gut adaptiert. Es wird jedoch nie genug sein denn ich sehe nun mal nicht aus wie eine Deutsche aus einem 60er Jahre Kinderbuch. Selbst mit einem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, deutschem Nachnamen und deutschem Pass wird es „in diesem Leben“, denke ich, nicht der Fall sein. Die Wahrscheinlichkeit aber als Pfälzer Cosmopolit in Europa anzukommen wird wohl eher im Bereich des Möglichen sein:-). Etwas persönlich mal am Rande.

Ich glaube aber, das es essenziell ist, als Nation zusammenzustehen, auch wenn man sich nicht zugehörig fühlt. Was wäre denn die Alternative. Entweder auswandern oder Staatenlos irgendwo im Norden zu Leben. Es ist schon interessant in den Sozialen Medien zu beobachten, wie wenig die Menschen doch ändern, obwohl sie so voller Zorn sind. Wenn man sein Umfeld verändern will, fängt der Prozess hierzu immer bei einem selbst an. Karmische Fesseln durchbrechen, Missstände durch gute Dialoge versuchen zu lösen. Empörung ist Menschlich, ja, Sie wird aber Unmenschlich wenn wir beginnen Haß zu säen, denke ich.


Verantwortung für die Zukunft als Europäische Schicksalsgemeinschaft

Ich glaube wirklich, das wir Menschen in allen Bereichen zur Zeit am meisten Empathie und ein ethisches Grundverständnis von Kindesbeinen an brauchen. Was ist richtig? Was ist falsch? Was ist Liebe? Sind wir Menschen gleich? Also als „Liebende von Europa“ wünsche ich mir (als wäre Europa ein Wunschkonzert :-D) eine Europäische Union und nicht nur eine Europäische Wirtschaftsunion, eine europäische Schicksalsgemeinschaft in der jeder diese bitte auch genau so anerkennt und sieht. Denn wenn alle Nationen in dieser Union sich als Mitglieder einer Schicksalsgemeinschaft sehen würden, wären einige politische Entscheidungen schneller, besser und etwas produktiver. Als europäische Schicksalsgemeinschaft fühlt man sich für alle Nachkommenden Generationen verantwortlich und nicht nur für sein. Was für eine wunderbare Vorstellung. Ich glaube nicht, das es bei der weiteren „AusbilBildung“ einer Europäischen Union zum Aussterben der französischen Sprache kommt, „Pälzer Leberwurscht“ für immer verschwindet (sie wäre wahrscheinlich nur wesentlich teurer) oder Belgischen Waffeln nicht mehr überall in jedem Discounter erhältlich sind. Eines muss uns allen aber klar sein, im Zuge der Digitalisierung, Globalisierung wird jedoch vieles nur noch Folklore werden. Wenn es ums Überleben geht, was ist wichtig?


Schicksalsgemeinschaft als „Teilhaber der Globalisierung“

Als Teilhaber bzw. Teilnehmer der Globalisierung sind wir ebenso eine Schicksalsgemeinschaft. Die großen Konzerne sind vernetzt wie nie und treiben ihre Geschäfte global, mal stehen die Maschinen da, mal da, die Arbeitnehmer sind jeweils in ihren „Nationen“ auf sich selbst gestellt und in der eigenen Blase in der sie immer weniger verdienen und die Inflationen trotzdem steigen. Wie wäre es mit nicht nur einem Aufsichtsrat sondern einer Verpflichtung zur Bildung eines Ethikrates in jedem börsennotierten Unternehmen? In meinen Augen sollte sich die moderne Politik des 21. Jahrhunderts an den Vorsätzen und dem Regelwerk der Vereinten Nationen orientieren und agieren, diese vielleicht sogar noch besser auflegen. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben. Ich meine, wie viel Wachstum soll denn noch kommen? Was bringt das größte Wachstum, wenn die Kinder die nächsten Jahre bei weiterem Verlauf wie bisher keine Pflanzen mehr wachsen sehen werden?

Schicksalsgemeinschaft als „Teilhaber der digitalen Revolution“

Die Menschen sind über die sozialen Medien vernetzt wie nie und doch sind sich alle sehr fern. Ich bin kein völliger Gegner der sozialen Medien, wenn sie wirklich dem Gemeinwohl unserer globalen Gemeinschaft dienen und nicht instrumentalisiert werden um Menschen zu manipulieren und sie möglichst lange, gewinnbringend auf den Portalen zu halten. Jedoch sollten sich die Leiter dieser Portale über Ihre ziemlich große Verantwortung bewusst sein und diese auch wirklich übernehmen, wenn die Politik es nicht macht. Sie haben diese sogar im Falle der Trumpbomb aufs Kapitol tatsächlich übernommen. Irgendwie auch unglaublich. Wie wird also die Politik des  21. Jahrhunderts werden durch diese Medien? Eine spannende Frage, die aktueller ist denn je aber meistens durch Angst und Pessismismus beantwortet wird. 

Mit AI (KI), VR (Virtual Reality), Algorithmen etc. sollten wir uns ebenso bewusst sein, das wir bereits jetzt in Seifenblasen leben, die durch Algorithmen und AI bestimmt werden. Ich hätte kein Problem mit „Teleärzten“ in denen Roboter mit Künstlicher Intelligenz sitzen und mir bessere Diagnosen erstellen, wie jeder Arzt. Ich hätte kein Problem damit einen „Pflegeroboter“ im Altenheim zu haben, anstatt von Menschen gepflegt zu werden, die den Job nur machen, weil es das System so will und mich „entsprechend behandeln“. Alles schwarz malen will und kann ich einfach nicht. Jedoch ist auch klar das diese Übergangsphase mit Handy ständig in der Hand erst einmal den Menschen nur krank macht. Ein Gerät und Algorithmen wissen alles was ich mache, AI bestimmt bereits jetzt unser aller Leben.

Ist die Zukunftsvision also eine Maschine in Erscheinungsform eines Menschen mit einem „Riesenhirn“ die uns sagt, was wir als nächstes zu tun haben? Was wird und soll uns von diesen Maschinen unterscheiden? Wir sollten uns also zukünftig wohl tatsächlich als Schicksalgemeinschaft der „Menschlichkeit“ sehen.

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