
Der Löwe der zum Schaf wurde
„Der Löwe der zum Schaf wurde“, eine orientalische Geschichte
Eine Löwin, riesig groß, weil sie einen ungeborenen Löwen in ihrem Körper trug, wurde immer schwächer, weil sie nicht mehr jagen konnte. Als das Baby in ihr immer schwerer wurde, war sie nicht mehr in der Lage, sich so schnell zu bewegen, dass sie einer Beute folgen konnte. Brüllend vor Traurigkeit und Hunger und schwerfällig durch das Baby, das sie trug, schlief die Löwin am Rande eines Waldes in der Nähe einer Lichtung ein. Sie träumte, dass sie eine Schafherde sah, die dort graste.
Als sie in ihrem Traum auf eins dieser Schafe trat, schreckte sie mit einem Mal auf und wurde hellwach. Überrascht und mit großer Freude entdeckte sie, dass ihr Traum sich erfüllt hatte und dass eine große Schafherde auf der Lichtung unmittelbar vor ihr graste. Sie vergaß, wie schwer das Kind in ihr wog und zwang sich, fast wahnsinnig vor Hunger, eins der jungen Lämmer zu jagen. Sie schaffte es und brachte es in die Tiefen des Waldes, um es zu fressen.
Die Löwin merkte nicht, dass sie in dem Moment, als sie das Lamm besprang, um es zu reißen, ihr Baby geboren wurde.Die Schafherde war durch den Anriff der Löwin so gelähmt von Furcht, dass sie nicht wegrannte. Als die Löwin verschwunden war und die Panik sich legte, wachte die Schafherde aus ihrer Lähmung auf. Sie mähte und klagten über ihren verlorenen Kameraden, als sie, zu ihrem großen Erstaunen, ein hilfloses Löwenbaby in ihrer Mitte fanden. Ein Mutterschaf nahm sich aus Mitleid des kleinen Löwen an und adoptierte ihn.
Der junge Löwe wuchs unter den Schafen der Herde auf. Einige Jahre vergingen und mitten in einer Herde Schafe, konnte man einen riesigen Löwen sehen, mit enormer Mähne und langem Schwanz, der sich genauso benahm wie ein Schaf. Der Schafslöwe mähte statt zu brüllen und aß Gras statt Fleisch. Dieser vegetarische Löwe benahm sich genau wie ein schwaches, kleines Lamm.
Eines Tages kam ein anderer Löwe durch den nahegelegenen Wald auf die Lichtung und zu seinem großen Entzücken entdeckte er die Schafherde. Erregt vor Freude und getrieben von seinem Hunger verfolgte der große Löwe die fliehenden Schafe, als er sich, zu seinem großen Erstaunen, einem riesigen Löwen gegenübersah, der den Schwanz hoch in die Luft gehoben hatte und an der Spitze der fliehenden Schafherde rannte.
Der ältere Löwe blieb einen Augenblick lang stehen und kratzte sich am Kopf. Er wunderte sich: „Ich kann ja verstehen, dass die Schafe vor mir weglaufen, aber ich kann mir nicht vorstellen, warum dieser stramme Kerl dort vor mir wegrennen sollte. Dieser Löwe interessiert mich. „Er ignorierte seinen Hunger und rannte, was das Zeug hielt, um den flüchtenden Löwen einzuholen. Der Schaflöwe verlor vor Angst das Bewusstsein. Der große Löwe war noch erstaunter und gab dem Schaflöwen einige Ohrfeigen, um ihn wieder wach zu machen. Mit tiefer Stimme rief er: „Was ist mit dir los? Warum fliehst du vor mir, Bruder? „Der Schaflöwe schloss die Augen und mähte in der Schafssprache: “ Lass mich bitte gehen!“ Töte mich nicht! Ich bin doch nur ein Schaf, das mit den anderen Schafen aufgewachsen ist. „Oh, jetzt verstehe ich, warum du mähst“, sagte der große Löwe.
Er dachte erneut nach und hatte plötzlich eine großartige Idee. Er nahm den Schaflöwen mit seinen riesigen Zähnen bei der Mähne und zerrte ihn zu einer Wasserlache am Ende der Lichtung. Als der große Löwe mit seiner Beute dort ankam, schubste er den Schaflöwen vorwärts, sodass sein Kopf vom Wasser widergespiegelt wurde. Er begann den Schaflöwen zu schütteln, denn dieser hielt immer noch seine Augen geschlossen und rief: „Öffne deine Augen! Schau hin! Du bist überhaupt kein Schaf!“
„Mäh, mäh, mäh“, antwortete der Schaflöwe. Bitte töte mich nicht! Lass mich gehen! Ich bin doch kein Löwe, ich bin ein armes, kleines Schaf!“ Der große Löwe schüttelte den Schaflöwen, was das Zeug hielt. Der Schaflöwe öffnete vor Schreck seine Augen und sah erstaunt, dass sein Kopf kein Schafskopf war, wie er gedacht hatte, sondern ein Löwenkopf, genau wie der andere Löwe, der ihn gerade mit seiner Pranke so schüttelte. Dann sagte der große Löwe: „Schau mir ins Gesicht und sieh dann dein Gesicht an, das vom Wasser widergespiegelt wird. Nun versuch einmal zu brüllen, statt zu mähen!“ Der Schaflöwe, der jetzt überzeugt war, versuchte zu brüllen, aber er konnte nur Laute hervorbringen, die halb brüllen, halb Mähen waren. Als der ältere Löwe ihn aber weiter ohrfeigte, begann der Schaflöwe schließlich zu brüllen. Dann rannten beide Löwen über die Lichtung davon und kehrten zurück zur Löwenhöhle.