Die Geschichte vom Feuer

Diese Geschichte stammt vom Badawi-Orden unter der Gründung von Ahmed al-Badawi (gest. 1276) hat folgende berühmt gewordene Antwort auf die Frage „Wer ist Barbar?“ gegeben: „Derjenige ist ein Barbar, dessen Wahrnehmungsfähigkeit so stumpf ist, dass er sich einbildet, Dinge denken und fühlen zu können, die doch nur durch die Entwicklung und ständige Übung des Strebens nach Gott wahrgenommen werden können.“

“Die Menschen lachen über Moses und Jesus – entweder, weil sie äußerst stumpf sind oder weil sie nicht wahrhaben wollen, was jene mit ihren Worten und Taten wirklich gemeint haben.

“Nach den Derwischenüberlieferungen wurde Ahmed al-Badawi angeklagt, den Moslems das Christentum zu predigen. Die Christen jedoch wiesen ihn zurück, weil er spätere christliche Dogmen nicht wörtlich nehmen wollte.

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Es war einmal ein Mann…

der tief über das Wirken und die Wirkungen der Natur nachdachte und dank seines Nachdenkens und der Nutzanwendung entdeckte er, wie man Feuer machen kann.Dieser Mann hieß Nour. Er entschloss sich von einem Volk zum anderen zu wandern und den Leuten seine Entdeckung zu bringen.


Nour überbrachte vielen Völkern das Geheimnis

Einige machten Gebrauch von dem Wissen. Andere scheuchten ihn fort, noch bevor sie überhaupt verstehen konnten, wie wertvoll diese Entdeckung für sie sein könnte. Sie meinten, der Mann sei gefährlich. Schließlich kam er zu einem Volk, das in eine derartige Panik geriet, als er das Feuer vorführte, dass die Menschen ihn ergriffen und töteten, überzeugt, er sei ein Dämon. Jahrhunderte vergingen. Bei dem ersten Volksstamm, der das Feuer machen gelernt hatte, blieb das Geheimnis den Priestern vorbehalten. Sie standen in Reichtum und Macht, während das Volk ein hartes Leben führte.

Der zweite Stamm vergaß die Kunst und betete statt dessen die Gerätschaften an

Der dritte betete zu einem Bild des Nour, weil er es war, der sie unterwiesen hatte. Der vierte bewahrte die Geschichte vom Feuer machen in seinen Legenden: Einige glaubten daran, andere nicht. Das fünfte Volk machte sich das Feuer tatsächlich zunutze und war dadurch in der Lage, sich zu wärmen, Speisen zu kochen und alle möglichen nützlichen Dinge herzustellen. Der Lehrer antwortete: „Nun gut! Reisen wir noch einmal dorthin. Am Ende werden diejenigen, die es überleben, die wahre Aufgabe kennen und wissen, wie man sie anpackt.“


Als sie zu dem ersten Volksstamm kamen

Wurde die kleine Schar gastfreundlich empfangen. Die Priester luden die Reisenden ein, an der religiösen Zeremonie des „feuermachens“ teilzunehmen. Als das Volk dann durch das Ereignis, dem es beiwohnte, in einen Zustand der Erregung versetzt war, sagte der Meister zu seinen Schülern: „Möchte einer von euch etwas dazu sagen?“ Der erste sagte: „Um der Wahrheit willen fühle ich mich gedrängt, die Leute aufzuklären.“

„Wenn du das unbedingt tun willst, so tue es“, sagte der Meister, „-aber auf eigene Gefahr!“ Da trat der Schüler vor den Häuptling und die Priester und sagte: „Auch ich kann das Wunder vollbringen, von dem ihr euch einbildet, es sei irgendeine Manifestation der Gottheit. Wenn ich es euch vorführe, werdet ihr dann einsehen, dass ihr seit vielen Jahren in einem Irrtum lebt?“ Aber die Priester riefen: „Packt ihn!“ – der Mann wurde ergriffen und man hat ihn nie wieder gesehen. Die Reisenden wanderten ins nächsten Land, zum dem zweiten Stamm, jenen Leuten, die die Geräte des „feuermachens“ anbeteten. Wieder wollte einer der Schüler aus freien Stücken das Volk zur Vernunft bringen.

Mit dem Einverständnis des Meisters sagte er

„Erlaubt mir, dass ich zu euch als zu vernünftigen Menschen spreche. Ihr betet die Mittel an, mit denen man etwas tun kann, nicht aber die Sacher selber. Dadurch schiebt ihr das Erscheinen dieser so nützlichen Sache hinaus. Ich aber kenne die Wahrheit, die eurer Zeremonie zugrunde liegt.“
In diesem Volk gab es nun vernünftigere Leute, aber sie sagten dem Schüler: „Als Reisender und Fremdling bist du in unserer Mitte willkommen. Jedoch als Fremder, der unsere Geschichte und unsere Bräuche nicht kennt, kannst du nicht verstehen, was wir tun. Du irrst. Vielleicht versuchst du sogar, unsere Religion wegzunehmen oder sie zu ändern. Wir wollen dich deshalb nicht anhören.“


Die Wanderer setzten ihre Reise fort

Dann kamen sie in das Land des dritten Stammes, und dort sahen sie, dass vor jeder Behausung ein Götzenbild stand, das den Nour darstellte, den ursprünglichen Feuerbringer. Der dritte Schüler sprach den Häuptling an und sagte: „Dieses Götzenbild stellte einen Menschen dar. Er verkörpert eine bestimmte Fähigkeit, die man nutzbringend anwenden kann.“

„Mag sein“, antwortete der Nour-Anbeter, „aber nur wenige können in das wahre Geheimnis eindringen.“

„Ich spreche wegen der wenigen, die verstehen werden, nicht aber für die, die sich weigern, bestimmten Tatsachen ins Auge zu sehen“, sagte der dritte Schüler. „Eine abscheuliche Ketzerei“, murrte da der Priester, „noch dazu von einem Manne, der nicht einmal unsere Sprache richtig sprechen kann, geschweige denn ein geweihter Priester unserer Glaubens ist.“


So konnte auch dieser Schüler nichts für den Fortschritt tun

Die kleine Schar setzte ihre Reise fort und kam in das Land des vierten Stammes. Nun trat ein vierter Schüler vor das versammelte Volk: „Die Legende vom Feuer machen ist wahr, und ich weiß, wie man es machen kann“, sagte er.
Da brach Verwirrung aus und das Volk teilte sich in mehrere Parteien. Einige sagten: „Vielleicht ists es wahr, und wenn es wirklich stimmt, möchten wir herausfinden, wie man Feuer macht.“ Als der Meister und seine Schüler nun eingehender mit diesen Leuten sprachen, stellte sich jedoch heraus, dass die meisten Angst hatten, das Feuer auch zu ihrem persönlichen Nutzen zu gebrauchen; sie verstanden nicht, dass es dem menschlichen Fortschritt diente. So tief waren bei den meisten die verzerrten Legenden ins Gemüt eingedrungen, dass oft gerade jene Menschen, die meinten, sich tatsächlich der Wahrheit annähern zu können, ein gestörtes Gleichgewicht hatten. Sie hätten daher selbst dann kein Feuer entzünden können, wenn man es sie gelehrt hätte.

Dann gab es noch eine andere Partei

Die sagte: „Selbstverständlich sind die Legenden nicht wahr. Dieser Mann will uns zum Narren halten, um sich bei uns einzunisten. „Und wieder eine andere Partei sagte: „Wir wollen die Legenden genauso wie sie sind, denn sie halten unsere Gemeinschaft zusammen. Wenn wir sie aufgeben, und sich dann herausstellt, dass diese neue Auffassung nichts taugt – was würde dann aus unserem Volke?“
Und es gab noch mehr Meinungen dieser oder anderer Art.

So reiste die kleine Schar denn weiter und erreichte das Gebiet des fünften Volkes

bei dem das Feuer machen zum gewöhnlichen Alltag gehörte, und wo sie sich anderen Vorurteilen gegenübergestellt sahen.
Der Meister sagte zu seinen Schülern, „Ihr müsst lernen, wie man lehrt, denn der Mensch möchte gar nicht belehrt werden. Zuerst müsst ihr die Menschen lehren zu lernen, und zwar müsst ihr sie lehren, dass es überhaupt etwas gibt, was man lernen sollte. Sie bilden sich ein, dass sie zum Lernen bereit sind. Aber sie wollen das lernen, von dem sie meinen, dass es gelernt werden müsse, nicht aber das, was sie tatsächlich als erstes lernen müssen. Wenn ihr, meine Schüler, all dies gelernt habt, dann könnt ihr Weg und Weise ersinnen, um zu lehren. Wissen, ohne die besondere Fähigkeit zu lehren, ist nicht dasselbe wie Wissen und diese Fähigkeit.


Ahmed al-Badawi (gest. 1276) hat folgende berühmt gewordene Antwort auf die Frage „Wer ist Barbar?“ gegeben: „Derjenige ist ein Barbar, dessen Wahrnehmungsfähigkeit so stumpf ist, dass er sich einbildet, Dinge denken und fühlen zu können, die doch nur durch die Entwicklung und ständige Übung des Strebens nach Gott wahrgenommen werden können.““Die Menschen lachen über Moses und Jesus – entweder, weil sie äußerst stumpf sind oder weil sie nicht wahrhaben wollen, was jene mit ihren Worten und Taten wirklich gemeint haben.“Nach den Derwischenüberlieferungen wurde Ahmed al-Badawi angeklagt, den Moslems das Christentum zu predigen. Die Christen jedoch wiesen ihn zurück, weil er spätere christliche Dogmen nicht wörtlich nehmen wollte. Er war der Gründer des Ägyptischen Badawi-Ordens.

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